Ortsgeschichte von Eibenberg

Historisches über die Entwicklung unseres Ortes

Über die Entstehung des Ortes ist nichts Näheres bekannt. Wahrscheinlich ist Eibenberg am Ende des 12. Jahrhunderts im Rahmen eines Siedlungsunternehmens der Herren von Waldenburg gegründet worden. Ebenso hat aber auch die Annahme viel für sich, daß es eine Ansiedlung des Bergklosters zu Chemnitz darstellt, obwohl die Klosterchronik nichts davon berichtet. Auch über die Bedeutung des Namens “Eibenberg” gehen die Meinungen auseinander. Der Historiker Prof. Dr. Hey, Döbeln, führt ihn zurück auf die “ Eibe”, dem jetzt sehr selten gewordenen Nadelbaum. Zu derselben Erkenntnis gelangte man auch bei den Orstnamen Euba, Eubenberg, Eibau, Eibenstock u. a.. In einer alten Urkunde wird das Dorf auch Meydenbergk oder Meilenberg genannt. Ob es sich bei letzteren Namen um eine Entfernungsbezeichnung von Chemnitz aus handelt, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. (Chemnitz liegt ca. zwei Meilen von Eibenberg entfernt.)  Wahrscheinlich ist die erste Leseart die Treffendste. Im Volksmund heißt das Dorf heute noch vielfach Meinberg, was höchtswahrscheinlich eine Abkürzung von Meilenberg darstellt.

Über Eibenbergs Vorzeit fließen die Nachrichten nur spärlich. Nach einer, im Staatsarchiv Dresden befindlichen Urkunde wurde das Dorf 1381 mit dem  Nachbarort Berbisdorf von dem Herren von Waldenburg der Stadt Ehrenfriedersdorf gegen “eine  ewige Frühmesse” zugewiesen. So hatten die beiden Dörfer bis zum Jahre 1537 an Kirche und Pfarre daselbst Frondienste zu leisten. Da aber die Entfernung bis Ehrenfriedersdorf für damalige Zeit eine sehr große war und die Ausübung der Frondienste sehr erschwerte, so wandte sich die Gemeinde in einer Eingabe an die “Visitatoribus des durchlauchigsten Fürsten und Herrn Augusti, Churfürsten von Sachsen und Burggrafen von Magdeburgk, den Herren Haubold von Einsiedel und M. Nikolaus Jadenteuffel, Superattendent zu Meisen” mit der Bitte um Erleichterung. Darauf erfolgte auch eine Ablösung um 52 Gulden jährlich. Hiervon sollten die“ Castenherren dem Pfarrer seine Jahresbesoldung mit fünfzehn  gülden dem Schulmeister und cantori mit vierhalben gülden verbessern undt das übrige jährlich hinterlegen bis etwa ein ansehnlicher Bau an der Kirche, Pfarre oder Schule vorviele, daß man sich uff solchen fall dieses verraths zu getrösten und gebrauchen habe.”

Aus dieser Zeit ist noch eine Strafexpedition zu erwähnen, die anno 1506 der Rat zu Chemnitz gegen Einsiedel und Eibenberg sandte. Die beiden Orte hatten es gewagt, neben dem erlaubten Chemnitzer auch verbotenes Bier einzuführen und wurden deshalb zur Rechenschaft gezogen.

Von den Schrecknissen der Hussitenkriege wie auch des Dreißigjährigen Krieges wird, wie alle Orte der Umgebung, auch Eibenberg nicht verschont geblieben sein. Geht doch die Sage, daß um diese Zeit oberhalb der Braurereiteiche, wo jetzt das sogenannte “Kamerun” liegt, ein ganzes Dorf zerstört und dem Erdboden gleichgemacht worden ist.

Im Jahre 1684 forderte die Pest in Eibenberg große Opfer.

Auch berichtet der Chronist über einen großen Schneefall 1755 vom 4. auf den 5. Februar. Damals ist so viel Schnee gefallen, daß von Berbisdorf und Eibenberg niemand in drei Tagen hat rüber nach Harthau kommen können. Von einem Dorf zum anderen hat man sich mit Schippen durchgearbeitet. Darauf folgte eine sechs Wochen anhaltende bittere Kälte.

1842 und 1843 herrschte große Trockenheit.

Für einen Scheffel Korn mußte man 1842 sechzehn - achzechn Taler bezahlen. Über Eibenbergs Verhältnisse im 19. Jahrhundert liegen ausgiebige Nachrichten vor. Hören wir, was die Neue Sächs. Kirchengalerie davon berichtet:

1835 begann nach der Urbarmachung des Waldes der Aufbau einer neuen Kolonie im Zwönitztal, welche heute “Anbau” oder “Neu-Eibenberg” heißt. Als erster siedelte sich der Strumpfwirkmeister Gottfried Lohse an.

Neben dieser erfreulichen Entwicklung der Gemeinde fehlten aber auch die Schattenseiten nicht. Die Löhne sanken zu dieser Zeit so weit herunter, daß ein tüchtiger Arbeiter wöchentlich kaum einen Taler und ein paar Groschen verdiente. Epidemische Krankheiten waren die Folge des Notstandes. Das Scharlachfieber kostete vielen Kindern das Leben.

Das Jahr 1836 brachte endlich eine Wendung zum Besseren. Die Arbeitsaufträge häuften sich in nie dagewesener Weise, so daß selbst Lehrlinge wöchentlich drei Taler verdienten. In den vierziger Jahren erfolgte wieder ein Rückschlag. Die Arbeitslöhne fielen, die Lebensmittelpreise stiegen. Ein Dutzend Socken wurde nur mit 4 Groschen bezahlt, ein sechspfündiges Brot kostete dagegen zehn bis elf Groschen. Vielen Familien mußte in Wasser gekochte Kleie das Brot ersetzten. Die Not erreichte in den Jahren 1854/55 ihren Höhepunkt. Es ward aber auch der Opfersinn unter den Bessersituierten in besonderer Weise rege. Man ließ Waldboden urbar machen, Wege anlegen, Wiesen ebnen, die Begüterten kauften Getreide zusammen und gaben es teils ganz billig, teils völlig unentgeltlich an die meisten Bedrängten ab. Auf diese überaus harte Zeit kommen wieder erträgliche Tage; die Ernten wurden befriedigend. Einen ungünstigen Einfluß übte hingegen der im Jahre 1861 ausbrechende Nordamerikanische Bürgerkrieg aus. Viele Strumpfwirker mußten zeitweise ihren Beruf aufgeben. Nach dem Krieg 1866 stiegen die Löhne so hoch wie seit 1836 nicht. Im Jahre 1866 mußten auch die Eibenberger mit in den unheilvollen Krieg; alle kehrten gesund zurück bis auf Herrmann Ullmann, der verwundet worden war. Von den 1870/71 einberufenen Soldaten wurden Ernst Schellenberg und Franz Claus verwundet, Willhelm Ernst Nietzold starb im Krankenhaus. Soweit die Neue Kirchengalerie.

In der Gegenwart hat sich Eibenberg zu einem stattlichen Gemeinwesen entwickelt. Früher nach Harthau eingepfarrt, hat es durch die im Jahre 1901 erfolgte Erbauung einer eigenen Kirche einen großen Fortschritt gemacht. Gewerke und Industrie sind in stetem Aufschwung begriffen und rege Tätigkeit herrscht in dem freundlichen Dörfchen auf luftiger Höhe. 

(aus “Adressbuch der Orte der Amtshauptmannschaft Chemnitz/Südbezirk 1926/1927)