Kirchengeschichte von Eibenberg

Die Geschichte unserer Kirche: Bau, Ausstattung, Renovierung und Denkmalschutz

Der Bau

  • Kirche-aussen-alt-01
Die Gemeinde Eibenberg hatte nun schon lange den Wunsch, ein eigenes Gotteshaus zu besitzen, da der Kirchweg nach Harthau zu weit und in schneereichen Wintern fast eine Unmöglichkeit war. Auch die geschaffene Notlösung in der Winterzeit Gottesdienste in der Schule abzuhalten, wurde nur als vorübergehend angesehen. Bei Abendmahlsfeierlichkeiten ergaben sich die größten Übelstände.
Auf die Bitte des Ortspfarrers spendete Familie Felix in Leipzig 5000 Mark, der aus Eibenberg gebürtige in Meißen wohnhafte Privatier Beckert stiftete die Glocken, das hohe evangelische-lutherische Landeskonsistorium bewilligte für das Jahr 1901 eine Landeskollekte; so konnten wir mit getrostem Mut an‘s Bauen gehen.
Hatten wir doch auch in dem Architekten Paul Lange in Leipzig einen Berater, der künstlerische wohl ansprechende Projekte vorlegte, bei denen Einfachheit und Würde in schöner Harmonie verbunden waren.
Die drei Glocken, ein As-Dur-Geläute, wurden schon am Sonnabend, dem 4. Advent 1900 feierlich eingeholt; das Einsiedler Geläute begrüßte seine Schwester.
An der Grenze von Eibenberg hatte sich die Schuljugend mit ihren Lehrern versammelt. Freudig bewegt sang man das Lied "Süßer die Glocken nie klingen, als zu der Weihnachtszeit". Nachdem sie auf dem Friedhof ihren vorläufigen Standort erhalten hatten, hielt der Pfarrer eine Ansprache über die drei den Glocken aufgeprägten Worte:

Ehre sei Gott in der Höhe

Kommt her zu mir alle, die Ihr mühselig und beladen seid

Heilige sie in der Wahrheit, dein Wort ist die Wahrheit

Eine Weihe der Glocken war nicht nötig, da sie vorher einer Gemeinde in Plauen/Vogtland gedient hatten.
  • Glockenwagen
festlicher Transport der Glocken
Ihr Wert belief sich samt Glockenstuhl und Armatur auf 2550 Mark.
Nachdem die Maurer- und Zimmererarbeiten dem Baumeister Hermann Wenzel in Harthau vergeben worden waren, entwickelte sich in den Wintermonaten 1900/01 ein ungewohntes Leben. Tausende von Ziegeln wurden unter nicht geringen Schwierigkeiten aus der Ziegelei Lorenz in Neukirchen hinaus auf die Höhe befördert. Die Anfangsarbeiten verzögerten sich infolge der langandauernden rauhen Witterung.
Am Sonntag Jubilate, dem 28. April konnte der Grundstein gelegt werden. Die Gemeinde hatte sich zahlreich eingefunden. Die Vertreter der Kircheninspektion, Herr Amtshauptmann Dr. Hallbauer und Superintendent Fischer aus Chemnitz schenkten uns die Ehre ihrer Gegenwart. Der Pfarrer legte seiner Rede den apostolischen Spruch aus 1. Kor 3,11 zu Grunde:

Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist welcher ist Jesus Christus. (1. Kor. 3,11)

Hilfsgeistlicher Hoyer verlas die Urkunde, welche in den Grundstein eingelegt wurde - dann folgten die üblichen Hammerschläge seitens der Herren der Kircheninspektion, des Pfarrers, des Architekten, des Gemeindevorstandes und Gemeindeältesten, des ersten Lehrers und des Baumeisters. Gesang unter der Begleitung des Bläserchores des evangelischen Männer- und Jünglingsvereins umrahmten die Feier.
Zusehends stiegen die Mauern in die Höhe; die zumeist italienischen Maurer erwiesen sich in hohem Maße als tüchtig und fleißig. Schon am 4. Juli konnten wir Hebefeier halten. Die schwierige Arbeit des Aufsetzens der Balken ging ohne allen Unfall, Gott Lob, ab.
In abendlicher Stunde versammelte sich die Gemeinde, der Pfarrer legte ihr dabei Eph. 2,19-22 aus.
Mit aller Energie wurde weitergearbeitet, so dass am 14. Oktober schon die Kirche geweiht werden konnte. (Die Höhe des Turmes beträgt 35 Meter.)
Die Festgäste waren von Nah und Fern gekommen. Das hohe evangelisch-lutherische Landeskonsistorium hatte Herrn Konsistorialrat Dr. Knaur abgeordnet. Die Herren der Kircheninspektion, Geistliche aus den Nachbarorten fanden sich ein. Auch unser erster Hilfsgeistlicher, Pastor Seidel aus Tuttendorf erschien mit.
Unter Vorantritt unseres Bläserchores bewegte sich der Zug der etwa 500 Festteilnehmer hinauf auf die Höhe nach dem schmucken Kirchlein, dass wohl das höchstgelegene Gotteshaus in der Chemnitzer Ephorie mit 515 Metern ist. Nach der Schlüsselübergabe füllte es sich bis in den äußersten Winkel.

Der Superintendent Fischer stimmte in seiner Weiherede den rechten Ton an:

Freut Euch in dem Herrn alle Wege.

Herr Konsistorialrat Dr. Knaur bezeugte die warme Teilnahme des hohen Landeskonsistoriums zum Geburtstag der neuen Filialgemeinde.
Der Pfarrer predigte über 2. Chr. 6,40-42:

Das neue Gotteshaus soll werden eine Stätte des Gebets, der Ruhe, des Heiles und der Furcht vor Gott.
  • Trennung
Trennungsvertag zwischen Harthau und Eibenberg



Die Ausstattung

In seltener Weise ist die Liebe rege gewesen, das Kirchlein auszustatten. Das ganze Land hat Bausteine herzugetragen. Die am 22. November gesammelte Kollekte hat 14.637,32 Mark ergeben, außerdem hat unsere oberste Kirchenbehörde als Patronatsgeschenk Altar und Kanzel gestiftet im Werte von über 1200 Mark.
Die Gemeinde hat selbst, trotzdem, dass nur wenige sich in materiell günstigen Verhältnissen befanden, das möglichste geleistet, um ein trauliches Gotteshaus zu erhalten.
Der Fabrikbesitzer Beckert, Privatmann Traugott Drechsel und Willhelm Arnold stifteten je ein gemaltes Altarfenster, die Geburt, die Auferstehung und die Himmelfahrt Christi darstellend.
Kirchschullehrer Loeser den Taufstein, Gemeindevorstand Oesterreich ein paar Altarleuchter, der Jungfrauenverein eine Altardecke und das Luthermedaillon im südlichen Kreuzesarmfenster, der Turnverein von Eibenberg zwei, der von Neu-Eibenberg ein Kathedralglasfenster, Gutsbesitzer Langer eine schwarze Altarbekleidung, Gutsbesitzer Linus und Hermann Drechsel, Fabrikant Claussner und Bäckermeister Reuter eine grünseidene Altarbekleidung, der Jungfrauenverein den Altarteppich, Gutsbesitzer Arnold den Sakristeivorhang, Schnittwarenhändler Kreyssig die Brautstühle, Fabrikschmied Lasek die Brautkissen, Fabrikant Kessler das Lesepult, Wirtschaftsbesitzer Claussner die Altarbibel, der Gesangs- und Militärverein je eine Flagge.
Zur Bestreitung der Kosten eines Harmoniums, mit dem man sich vorerst begnügen musste, wurde eine Haussammlung veranstaltet, die 938,50 Mark ergab.
Von auswärtigen Familien erhielten wir: 254 Mark von Familie Langer in Einsiedel und Niederwiesa zum Schmuck der Kanzel, zur Beleuchtung und zu zwei Nummerntafeln. Ein Sakristeifenster, den guten Hirten darstellend von Superintendent Kober Auerbach, ein Sakristeifenster, Christus als Kreuzträger von Glasmaler Urbahn Dresden, eine rotseidene Altar- und Kanzelbekleidung vom Baumeister Wenzel Harthau, eine violette von dem Diakonissenhaus in Dresden, ein Paar Altarleuchter vom Tischler Claussner in Altchemnitz. Kelchdecken und Opferbecken vom Pfarrer Martin und Frau, vom Kirchenvorstand Einsiedel und Burkhardtsdorf je eine Weinkanne, vom Lehrer Störzel aus Chemnitz eine Taufkanne, vom Kirchenvorstand zu Harthau die Perikopenbücher, Agenten usw. und von der Firma Drechsler und Wagner in Harthau eine Geldkassette für den Kirchenrechnungsführer.
An barem Geld wurden uns außerdem oben genannten Betrag 5 000 Mark von verschiedenen Spendern zugesandt.
Die Summe aller Liebesgaben beläuft sich - die Landeskollekte eingerechnet - auf 28000 Mark.
Die Kirche in romanischem Stil gebaut, enthält fast 300 Sitzplätze, sie kostet alle Geschenke eingerechnet, 43 000 Mark.
Die Kirchgemeinde hat, wie ihr versprochen worden ist, nicht mehr Kirchenanlagen aufzubringen, als vorher - und hat nun die Stätte ihrer Anbetung am Orte.
Alle die am Bau beschäftigt gewesen sind, haben das Möglichste an Billigkeit bei völliger Solidität geleistet und sich mit geringem Gewinn begnügt. Die Dachdeckerarbeiten lagen in der Hand des Meisters Dietzmann aus Chemnitz, die Glaserarbeiten wurden ausgeführt von der Firma Urbahn Dresden, die Malerarbeiten von Wilk Leipzig und Arnold Harthau. Die Bildhauerarbeit von Cöllen in Leipzig, die Klempnerarbeiten lieferte Weinbrecht Harthau, die Tischlerarbeiten Süss Harthau, die Schlosserarbeiten Dost Hilbersdorf, den Fußbodenbelag Drechsel Chemnitz, die Paramente Paul Kreisel Wilkau, die Beleuchtungskörper die Spiritusglühlichtgesellschaft Phöbus Dresden, die Irischen Öfen die Firma Hug und Co. Leipzig, die Uhr Firma Oestreich Flöha, die Heiligen Gefäße entstammen der Kunstanstalt von Reinecke Hannover.
  • Leichenhalle
Leichenhalle von 1879
Einen außerordentlich günstig gelegenen Platz konnte die Kirche auf dem Gottesacker erhalten, auf dem noch so viel freies Terrain war, dass wir keine Arealerwerbung nötig hatten.
Der Friedhof war bereits 1870 angelegt und am 15. Oktober genannten Jahres geweiht worden. Als erster fand seine Ruhestätte auf ihm, der in Leipzig verstorbene aus Eibenberg stammende Stabsarzt im Königlich-Sächsischen 7. Infanterieregiment Nr. 106, Dr. Wilhelm Oesterreich.
Der Bau der kleinen Leichenhalle erfolgte bereits im Jahre 1879.



Renovierung und Denkmalschutz

Bei dem Bombenangriff am 05.03.1945 wurde die Kirche schwer beschädigt. Um das Kirchendach zu reparieren spendeten die Bauern Butter, fuhren damit nach Thüringen um diese gegen Schiefer einzutauschen. So konnten die Schäden am Dach behoben werden. Man nannte es das “Butterdach”. 1948 wurden auch die zerstörten Bleiglasfenster des Altarraumes und der Empore erneuert, die seit dem Bombenangriff mit Brettern verschlagen waren.
  • Renovierung
Kirche vor Außenrenovierung 1979
Auch im weiteren Verlauf wurde die Kirche mehrere Male innen renoviert. Die Außenüberholung fand in den Jahren 1979-1984 statt. Daran beteiligten sich die Firmen Walter Uhlig, Malermeister, Wolfgang Schneider, Baumeister und Reinhard Förster, Klempnermeister, der z. B. den Kirchturm mit Kupferblech eindeckte und andere Klempnerarbeiten übernahm. Glieder der Kirchgemeinde halfen tatkräftig beim Außenputz.

Seit dem Jahre 1980 haben wir eine gute Partnergemeinde aus den alten Bundesländern in Geismar bei Göttingen, die uns ebenfalls materiell und finanziell unterstützte.

Am 26.10.1981 wurde die Kirche unter Denkmalschutz gestellt.

Anlässlich des 100-jährigen Bestehens unserer Kirche wurden die Innenräume grundhaft renoviert. Die Renovierung erfolgte auf der Grundlage vorhandener Befunde und der denkmalgeschützten Besonderheiten. Die Malerarbeiten wurden von der Restaurierungsfirma Richter, Drebach ausgeführt. Alle anderen anfallenden Arbeiten wurden in Eigenleistung von Gemeindegliedern ausgeführt.
Die Kirchgemeinde Eibenberg-Kemtau ist zurzeit mit der 9. Pfarrerstelle besetzt. Das kirchliche Leben ist heute noch sehr rege. Wir besitzen einen Kinderchor, einen guten Kirchenchor, einen Posaunenchor und einen Flötenkreis, die alle unter der Leitung der Kantorin, Frau Siglinde Kittlas, geführt werden.
Die Junge Gemeinde trifft sich einmal in der Woche im Jugendraum des Kirchgemeindehauses. Dieser Raum wurde 1998 im Rahmen der Renovierungsarbeiten im Kirchgemeindehaus geschaffen.